Damals und heute
Geschichte des Turms

Das Neroberg Hotel schmückte 105 Jahre von 1881 bis 1986 den Hausberg der Stadt.  Der berühmte Architekt Felix Genzmer veränderte zwischen 1897 und 1899 nicht nur den Turm und einige Anbauten, sondern gestaltete auch die Zufahrtswege und das Plateau vor dem Aussichtstempel neu. Er ließ im Garten einen grottenartigen Brun-nen mit Fontäne anlegen und veränderte den Hotelkomplex insgesamt so, dass er ein malerisches schloss-artiges Aussehen bekam. Lange zälte das „Neroberg Hotel“ zu den beliebtesten Ausflugszielen der Stadt.   An schönen Sonntagen kamen häufig so viele Besucher, dass oft an diesem solchen Tag ein Zentner Kaffee draufging und 2.000 Stück Kuchen aufgetragen wurden. Obwohl das Hotel nach Kriegsende von amerikanischen Besatzungstruppen genutzt wurde, kam sogar ein Berliner Filmteam auf den Neroberg: 1953 wurden auf der Hotelterrasse Szenen für den Film „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ aufgenommen. Unter der Regie von Hans Deppe, der sich einen Namen mit „Schwarzwaldmä-del“ (1950) und „Grün ist die Heide“ (1951) gemacht hatte, entstand ein Unterhaltungsfilm mit viel Gesang und Gefühl, ganz im Geschmack der 50er Jahre. Die damals 15jährige Romi Schneider-Albach und der gleichaltrige Götz George gaben hier jeweils ihr Leinwanddebüt.  Die Hauptrollen spielten Magda Schneider und Willy Fritsch. Auch wenn das Hotel als Filmkulisse noch sehr viel mehr her machte, mussten in den folgenden Jahren immer höhere Beträge in Renovierungen investiert werden. Nach Abzug der amerikanischen Streitkräfte vom Neroberg 1957 schrieb die Zeitung „Wiesbadener Leben“:   Die einst so gepflegten Räumlichkeiten des Hotels waren zur Rumpelkammer geworden. Von rund 42.000 Stück Porzellan waren gerade noch 28 Teller übrig, und viele der Räume waren umgebaut und zweckentfremdet worden. Nachdem die schlimmsten Schäden beseitigt waren, wurde der Gaststättenbetrieb unmittelbar wieder aufgenommen. Das Gebäude war mittlerweile aber so in die Jahre gekommen, dass eine größere Sanierung von 1961 bis 1964 nötig wurde. Dennoch gab es in den Folgejahren Probleme, den Gaststättenbetrieb aufrecht zu erhalten. 

Anfang der 70er Jahre vermietete die Stadt das Hotel an das Bundeskriminalamt. Danach diente es einige Zeit als Jugendtreff und beherbergte das Musiklokal „Nero“. Nachwuchsbands nutzen die ehemaligen Hotelzimmer als Übungsräume, und im großen Saal traten Musikgruppen auf.   In den 80er Jahren wurde das mittlerweile leer stehende Gebäude immer mehr zum Politikum. Die Bausubstanz der denkmalgeschützten Hotelanlage war so marode geworden, dass die Unmutsäußerungen über den schlechten Erhaltungszustand immer lauter wurden. Das Thema „Was wird aus dem Neroberg-Hotel?“ wurde zum Dauerbrenner in den Wiesbadener Tageszeitungen.  Im Mai 1986 ging der nördliche Hotelflügel in Flammen auf, ein Jahr später erteilte den Rest der Ruine das gleiche Schicksal. Nach dem Brand wurde das Gelände so gestaltet, wie man es heute kennt.   Vom Neroberg-Hotel steht nur noch ein Teil des Turms, der 1992 von Wagners in den Neubau der Turm-Restauration integriert wurde.